Der richtige Zeitpunkt ist jetzt!

Immer wieder kommen Menschen auf mich zu und stellen mir – so oder Ă€hnlich – eine ganz bestimmte Frage: „Ich wollte schon immer ein Buch schreiben. Soll ich es wagen?“

Darauf gebe ich stets eine einsilbige Antwort: „Ja!“

Weil ich immer jede und jeden ermutige, zu schreiben. Punkt. 😉

Da diese Antwort aber kaum ausreicht, um der Tiefe zu entsprechen, die hinter diese Frage steht, fĂŒge ich immer ein paar weitere Sachen hinzu, unter anderem: „Beginne jetzt!“

Denn der richtige Zeitpunkt, um mit dem Schreiben zu beginnen, ist jetzt! Warte nicht auf mehr Zeit in deinem Leben, weniger Verpflichtungen oder mehr Muße. Warte nicht, bis die Kinder groß sind, der Job weniger stressig oder du in Rente. Fange an. Schritt fĂŒr Schritt, in ganz kleinen Etappen, und wenn es zehn Minuten pro Tag sind, in denen du dich mit deinem neuen Projekt beschĂ€ftigst.

„Aber wie?“, ist dann oft die nĂ€chste Frage.

Meine Antwort richtet sich danach, an welchem Punkt die- oder derjenige gerade steht.

Da ist eine Idee 


Du denkst schon lĂ€nger darĂŒber nach, ein ganz bestimmtes Thema zu bearbeiten, eine bestimmte Geschichte zu erzĂ€hlen. Wabert eine konkrete Idee in deinem Kopf herum? Dann kaufe dir ein Notizbuch, sofern du keines herumliegen hast, und einen gut schreibenden Stift – und schreibe alles auf, was dir zu deiner Idee einfĂ€llt. Sammle deinen Stoff, trage zusammen, was dir dazu einfĂ€llt. Nimm dein Notizbuch ĂŒberall hin mit. Du hast es gerade nicht zur Hand, aber eine Idee ploppt auf? Notiere sie auf einem Klebezettel, einem alten Briefumschlag, einer Serviette – egal. Und dann klebe diese Notiz bei nĂ€chster Gelegenheit in dein Projekt-Notizbuch. (Du kannst auch die Notizfunktion deines Handys nutzen, wenn du lieber digital arbeiten möchtest. Hier ist der Vorteil, dass heutzutage die meisten Leute ihr Handy bei sich tragen. Das liegt aber nicht jeder und jedem. Ich brauche zum Beispiel das Haptische, den Prozess mit Stift und Papier. Probiere es aus.)

Da liegt schon ein Stapel 


Gerade bei angehenden Sachbuchautor:innen nehme ich oft wahr, dass sich bereits einiges angesammelt hat: skizzierte Beobachtungen, Recherchekram, fĂŒr Kurse produziertes Material zum Thema usw. Hier ist dann der nĂ€chste Schritt, alles an einem Ort zu sammeln, zum Beispiel in einer Kiste oder einem Ordner, auch digital. Gib deinem Projekt einen Namen, sofern noch nicht geschehen. Sichte, was sich angesammelt hat, und prĂŒfe, wo noch LĂŒcken sind: Welche Punkte hast du bei der Recherche noch nicht ausreichend berĂŒcksichtigt? Musst du eventuell Fachliteratur in der Bibliothek zu Rate ziehen oder mit einem anderen Experten sprechen? Diese Dinge kommen dann auf deine To-do, die du bei dieser Gelegenheit erstellen kannst, digital oder analog. Schließe die LĂŒcken nach und nach und fĂŒlle die Kiste oder den Ordner mit allem, was zu deinem Projekt gehört.

Auch Belletristikautor:innen haben unter UmstĂ€nden eine umfangreiche Materialsammlung, wenn sie bereits lĂ€nger mit einer Idee schwanger gehen. Auch hier geht es in einem ersten Schritt darum, alles an einem Ort zusammenzutragen und um fehlende PuzzlestĂŒcke zu ergĂ€nzen:

  • Hast du ĂŒber alle Figuren, die fĂŒr deine Geschichte wichtig sind, nachgedacht? Sind sie dreidimensional und authentisch? Sind sie zu perfekt oder driften Ecken und Kanten in Klischees ab? Fehlt noch jemand im Personal?
  • Hat deine Geschichte einen Anfang, einen Mittelteil und einen Schluss? Manche Autor:innen fangen erst mit dem Schreiben an, wenn alles durchdacht ist, andere wollen sich in verschiedenen Abstufungen vom Prozess ĂŒberraschen lassen. Bei „Tasche mit Herz“ wusste ich das Ende zum Beispiel erst, als ich es geschrieben hatte. Ich habe meinen Figuren beim AufrĂ€umen ihres Durcheinanders beobachtet und sie das Ende finden lassen, das sich organisch und „richtig“ anfĂŒhlte. Ich hĂ€tte es nicht vorher festlegen können. Kommt vor. 🙂
  • Weißt du schon, wohin du mit deinem Projekt willst? Möchtest du es nur fĂŒr dich und deine Schublade schreiben, fĂŒr deine Kinder oder das nĂ€here Umfeld? Möchtest du veröffentlichen? Oder möchtest du verkaufen? Veröffentlichen und Verkaufen sind nĂ€mlich zwei paar Schuh, und aus deinen ErwĂ€gungen ergeben sich die nĂ€chsten Schritte. Möchtest du verkaufen, ist es zum Beispiel sinnvoll, bereits jetzt Kontakt zu Dienstleistern fĂŒr eine professionelle Buchproduktion und -vermarktung aufzunehmen (Lektorat, Korrektorat, Buchsatz, Coverdesign, Marketing usw.), sofern du via Selfpublishing veröffentlichen möchtest, oder dich mit den Rahmenbedingungen fĂŒr eine Zusammenarbeit mit Agentur und Verlag zu beschĂ€ftigen. Möchtest du hier landen, muss sich dein Projekt den Bedingungen des Marktes anpassen, nicht umgekehrt, und zum Beispiel Konventionen eines bestimmten Genres bedienen. Selfpublishing ist hier keine Notlösung, „wenn kein Verlag anbeißt“, sondern eine bewusste Entscheidung fĂŒr einen anderen Veröffentlichungsweg, bei dem du alles machen darfst, aber auch machen musst.

Ich gammle auf dem Startblock herum 


Du hast alles abgeklopft, was abzuklopfen war, und wartest auf ein „offizielles“ Startsignal, um ins Schreiben und Veröffentlichen zu kommen? Sorry, doch da muss ich dir leider sagen: Da kannste lange warten! Es wird keine:r kommen und dir sagen, dass die Zeit reif ist und du dein Buchprojekt nun umsetzen kannst. Im Gegenteil: Du wirst vielleicht sogar mir Gegenwind zu kĂ€mpfen habe. (Weiter unten gibt es Tipps zum Weiterlesen, falls du dich wappnen möchtest. ;-))

Nein, du musst jetzt die Entscheidung treffen, dein Buchprojekt in die Tat umzusetzen. Vielleicht ist der nĂ€chste Schritt fĂŒr dich, eine Gliederung fĂŒr dein Sachbuch zu erstellen, die geplanten Szenen in eine Reihenfolge zu bringen oder das erste Kapitel zu schreiben. Fange noch heute an und mache den nĂ€chsten Schritt. Je lĂ€nger du nach der getroffenen Entscheidung wartest, desto unwahrscheinlicher ist es, dass du sie umsetzen wirst. Nutze dieses kurze Zeitfenster. Wo befindest du dich gerade: Arbeitest du noch an der Grundidee, vervollstĂ€ndigst deinen Materialstapel oder befindest du dich auf dem Startblock und wartest auf das Signal, loszulegen?

Mache es jetzt. Beginne ein Notizbuch, trage alle Materialien zusammen oder sichte dein Material und erstelle eine Struktur fĂŒr dein Sachbuch oder deine Geschichte. Schreibe den ersten Satz oder den letzten. Nimm Kontakt zu Dienstleistern auf. Komme ins Handeln. 

Folgende BlogbeitrÀge passen zum Thema und helfen dir weiter, falls du an einem bestimmten Punkt immer wieder scheiterst:

Ignoriere Kritik – und mach dein Ding!

Wie ich gegen Schreib-Blockaden anplotte

15 GrĂŒnde, warum du nicht veröffentlichst

Hast du Fragen oder möchtest du mir etwas sagen? Dann schreibe mir an kerstin@21ufos.de eine E-Mail.

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