Theorie? Geht auch spannend

[Diesen Blog-Artikel gibt es auch als Podcast-Episode.]

Von Schreibtheorien sind viele Autor:innen gelangweilt oder sogar genervt. Ein Teil will sich lieber direkt in den Text stürzen, ganz nach Gefühl schreiben und sich nicht durch Vorgaben maßregeln lassen; ein anderer Teil erinnert sich noch dunkel an die sich hinziehenden Schulstunden, in denen es um Erzählperspektive und so weiter ging, und hat keine Lust, sich damit den Autor:innenalltag zu verhageln. Einem weiteren Teil sind die Theorien egal oder die Autor:in hat sogar Angst vor all den Theorien, weil sie unverständlich sind oder als „must have“ verkauft werden, ohne die kein Text gelingen kann. Und dann gibt es noch den Teil, der sich gerne mit den theoretischen Grundlagen des Schreibhandwerks beschäftigt. (Du wirst dir vorstellen können, dass ich zu letzterer Gruppe gehöre. 😉 ) Für sie alle ist dieser Blog-Artikel, der sich damit beschäftigt, wie wir auf spannende Art und Weise Neues für unser Schreiben lernen können. Ganz ohne Langeweile und Zwang.

Von Menschen lernen

Als Schriftstellerin habe ich mich seit jeher viel mit Schreibtheorie beschäftigt – einfach, weil es mir Spaß macht und ich es als unerlässlich empfinde, um immer besser zu werden, bessere Texte zu schreiben. Mit 14 Jahren habe ich in der Jugendredaktion einer Tageszeitung angefangen, mit 19 nach dem Abi an einer anderen Tageszeitung volontiert, also eine journalistische Ausbildung absolviert. Während dieser zwei Jahre habe ich auch viele Fortbildungen neben dem normalen Zeitungsgeschäft absolvieren dürfen, unter anderem einen vierwöchigen Aufenthalt an der Akademie für Publizistik in Hamburg. Hier lernte ich vor allem von Menschen, Vortragenden, Lehrenden im direkten Kontakt. Vieles von dem, das ich in dieser Zeit bezogen auf den Journalismus gelernt habe, kommt mir auch heute noch zugute.

Auch während des Studiums in Bonn durfte und musste ich mich immer wieder mit dem Schreiben beschäftigen, dieses Mal mit dem wissenschaftlichen Schreiben. Auch hier lernte ich in Tutorien und durch die Korrekturen meiner Dozenten in meinen Hausarbeiten, worauf es ankommt. Nach dem Abschluss fing ich bald an, Heftromane für einen Verlag zu schreiben, und bekam hier durch die zuständige Lektorin erstmals Feedback zu meinen literarischen Texten. Auch heute noch sauge ich die Informationen, die mir Lektoren und Korrektoren geben, wie ein Schwamm auf, denn wer könnte einen noch genaueren, fachlich fundierten, wohlwollenden und doch auch kritischen Blick auf meine Texte werfen?

Mein erster Tipp ist daher: Wenn du die Gelegenheit hast, lerne von Menschen! Sei es nun im Kontakt mit einem Verlag oder einer Agentur, einer freiberuflichen Lektorin, einem Coaching oder auch in einem Kurs, on- wie offline. Ich habe früher ein paar VHS-Kurse für Kreatives Schreiben gegeben und weiß, wie wohltuend es für viele Autor:innen ist, vielleicht erstmals in einer Gruppe am eigenen Text zu arbeiten. Nach meiner langen Durststrecke, in der ich jahrelang alleine an meinen Texten gearbeitet hatte, war es für mich Anfang 2021 der Gamechanger, wieder mit anderen zusammenzuarbeiten und Kurse zu besuchen.

Derzeit arbeite ich mit meiner lieben lieben Kollegin und Herzgespinste-Schwester Sandra Andrés von der Agentur Autorenträume selbst an einem Online-Kurs für Autor:innen und halte dich hier und auf Instagram auf dem Laufenden. Ende Mai geht es los, und ich freue mich, wenn du dabei bist! 🙂

Ratgeber lesen

Wie habe ich mich selbst mit den Grundlagen literarischen Schreibens und Veröffentlichens vertraut gemacht? Ich habe viele Ratgeber gelesen! Es waren sehr gute darunter und auch weniger gute, doch immer konnte ich etwas für meine Arbeit mitnehmen. Hier habe ich ein paar der Ratgeber vorgestellt.

Auch heute noch ist es mir sehr wichtig, mich mit Theorien zu beschäftigen und mein eigenes Wissen weiterzugeben, vor allem durch mein Projekt 21ufos.de mit diesem Blog und meinem zugehörigen Podcast. Einen Ratgeber zum Kreativen Schreiben zu verfassen – das steht ganz fest auf meiner ToDo. Bis dahin möchte ich dich an Sandra verweisen, die einen solchen Ratgeber bereits verfasst hat.

Von den Großen lernen

Wir haben wohl alle unsere Lieblingsautor:innen, die wir bewundern, denen wir vielleicht auch nacheifern, denn letztlich sind auch die Großen der literarischen Welt für uns vor allem eines: Kolleginnen und Kollegen! Natürlich können wir durch ihre Werke selbst lernen, sie analysieren und so herausfinden, was funktioniert und warum. Alle meine Lieblingsautoren haben aber zum Glück auch über das Schreiben gesprochen und geschrieben beziehungsweise tun es auch heute noch. Ich recherchiere teils gezielt, manches begegnet mir aber auch durch Zufall. Finde doch einmal heraus, ob auch „deine“ Autor:innen etwas abseits des Weges hinterlassen haben. 

  • Von Paul Auster gibt es Bücher, in denen er seinen Schreiballtag und seinen Weg als Schriftsteller beleuchtet. Keine Ratgeber im eigentlichen Sinne, aber Bücher mit hohem Lerneffekt – und Suchtpotential: Ich habe sie verschlungen. 😉
  • Im Netz finden sich immer wieder Interviews mit bekannten Autor:innen, die sich nicht immer „nur“ mit ihren Geschichten beschäftigen, sondern auch mit dem Dahinter. Eine Recherche hierzu lohnt sich. Ich erinnere mich an sehr spannende Interviews mit der Nobelpreis-Trägerin Alice Munroe, die ich für ihre grandiosen Erzählungen liebe.
  • Einer meiner liebsten Autoren ist Kazuo Ishiguro, der ebenfalls den Nobelpreis erhalten hat. Seine Rede anlässlich der Verleihung ist als kleines Taschenbuch erhältlich, und als Fan und Lernende steht es auch in meinem Regal.
  • Ishiguro durfte ich auch einmal live bei einer Lesung erleben, wenn auch unter Corona-Bedingungen nur online. Solche Gelegenheiten würde ich immer ergreifen, wenn sie sich bieten!
  • Ein weiterer meiner Lieblingsautoren ist Haruki Murakami. Auch er schreibt über das Schreiben, so in seinem Kurzgeschichten-Band „Erste Person Singular“ aus dem vergangenen Jahr. Durch Zufall stieß ich einmal auf einen spannenden, großformatigen Zeitungsartikel, der nun ebenfalls in meinem Regal steht. Hier diente die japanische Metropole Tokio als Hintergrund für eine Beschäftigung mit dem Schriftsteller und hat mir viele spannende Informationen geliefert. Solche Artikel sind oft auch online erhältlich.
  • Klassische Biografien sind natürlich eine gute Möglichkeit, um aus dem Leben auf das Werk und die Arbeitsweise zu schließen. Von Jane Austen gibt es gleich mehrere in meinem Regal, zu denen ich immer wieder mal greife. Leider wurden viele Briefe der Autorin von ihren Nachfahren zerstört, doch einiges ist erhalten geblieben, und darin geht sie auch immer wieder auf ihr Schreiben und ihre Ansichten dazu ein. Eine wahre Goldgrube für einen Jane-Austen-Fan wie mich! (Kennst du schon unsere Herzgespinste-Folge zu Jane Austen?)

Dies war eine kleine Auswahl dessen, was ich rund ums Thema Schreibtheorie lese, höre, sehe und selbst verfasse. Hast du Fragen oder Anregungen? Dann schreibe mir gerne an kerstin[@]21ufos.de

Holl di munter

deine Kerstin

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