Aufgaben sortieren für Autor:innen

In meinem Schreibtipp auf Instagram ging es in dieser Woche um das Thema „Aufgaben und wie wir sie in unserem Kopf sortiert bekommen“. Meine Kernaussage war: aufschreiben hilft. Ich habe über To-do-Listen und Monatsplanung gesprochen, möchte hier aber noch auf etwas anderes eingehen: Wie entscheide ich denn, welche Aufgabe dran ist? Wie entscheide ich, was getan werden muss, was jetzt wichtig ist?

To-dos ohne Ende

Ich gestehe: Auf meiner allgemeinen To-do-Liste, auf der alle wie auch immer und wann auch immer zu erledigenden Aufgaben landen, stehen Sachen, die ich vor mindestens zwei Jahren draufgeschrieben habe. #shameonme Für manche habe ich mir bislang leider nicht die Zeit genommen, weil ich die Priorität anders gesetzt habe. Sind sie unwichtig? Können sie gestrichen werden? Nein! Dahinter verbergen sich oft Langzeitprojekte, die aktuell gar nicht bearbeitet werden können. Für die ich mich nicht reif fühle. Vor denen ich Angst habe. Für die ich noch wachsen muss. Die aber immer wieder in meinem Kopf auftauchen und ihn verstopfen, wenn ich sie nicht irgendwo hin packe. Das ist diese To-do-Liste für mich: ein Sammelsurium an zu erledigenden Aufgaben, die irgendwann angegangen werden wollen.

Damit kann ich natürlich nicht täglich arbeiten. Müsste ich jeden Tag aufs Neue hingehen und mir aus diesem Wust die Aufgaben heraussuchen, die ich erledigen möchte, wäre ich mehr damit beschäftigt als mit der Erledigung der Aufgabe oder würde erstarrt an meinem Schreibtisch sitzen, erschöpft von der schieren Menge. Die Liste ist nämlich tatsächlich mehrere Seiten lang. 😉

Stattdessen fülle ich eine Monats-, Wochen- und Tagesliste mit Aufgaben aus dieser langen Liste, die ich natürlich regelmäßig aktualisiere und Erledigtes wegstreiche. Während dieses Prozesses vergegenwärtige ich mir außerdem, wer ich als Autorin bin, wo ich hinwill, was ich vorhabe, was sich vielleicht erledigt hat, uninteressant geworden ist – ein Ding mit echtem Mehrwert also.

Termine, Termine

Wie entscheide ich, was aus der kompletten Liste auf die kleineren wandert? Wenn ich mir am Ende des Monats für den Folgemonat meine To-dos heraussuche, ist mein erstes Entscheidungskriterium: Besteht ein Termin? Muss ich bis Tag X etwas erledigt haben? Wartet jemand auf etwas von mir? Bezogen auf Schreibprojekte kann das beispielsweise heißen: Wann geht der Text ins Lektorat oder Korrektorat? Das ist dann eine ganz große Deadline, bis zu der nicht nur die Rohfassung fertig sein muss, sondern auch diverse Überarbeitungsrunden. Möchtest du mit so einer Deadline arbeiten und vereinbarst fixe Abgabetermine, kannst du herunterbrechen, wie viele Seiten du pro Tag schreiben oder überarbeiten musst und kannst dies als To-do in deine Tages-, Wochen- und Monatsplanung übernehmen.

(Du weißt nicht, wie umfangreich dein Projekt ist? Dann ist das eine Aufgabe, die du im Rahmen einer Exposé-Erstellung erledigen könntest. Wenn du zum Beispiel mit Dienstleistern zusammenarbeiten möchtest, kannst du so realistisch planen, wann sie mit deinem Text rechnen können. Wenn ich einen Text für ein Lektorat annehme, ist der geplante Umfang für mich von entscheidender Bedeutung, um ein entsprechend großes Zeitfenster für den Text einzuplanen, denn 300 Seiten sind schneller lektoriert als 800. 😉 Ich helfe dir gerne bei der Einschätzung deines Projekts. Hier geht’s zum Lektorat.)

Kleine und große Brocken

Es gibt Dinge, die ich regelmäßig erledige und die daher natürlich auch regelmäßig auf den kleinen Listen landen. Bei den unregelmäßigen Sachen versuche ich mich an einer Mischung aus „großen“ und „kleinen“ Brocken.

Bezogen auf das Schreiben und Veröffentlichen kann das heißen: Der größte Brocken ist oft das Erstellen der Rohfassung, der aber wohl bei den meisten regelmäßig in Form von Schreibzeit auftaucht. Ein unregelmäßiger großer Brocken ist zum Beispiel ein Exposé, das ich auch dann immer erstelle, wenn ich den Text keinem Verlag anbiete. (Warum das sinnvoll ist, habe ich dir in den FAQ bei Lektorat zusammengefasst.) Da sitze ich keine drei Wochen dran, aber ein paar Stunden muss ich mir schon dafür blocken. Ein Szenenumbruch würde für mich auch in diese Kategorie fallen.

Eine kleine Aufgabe ist für mich beispielsweise die Erstellung eines Klappentexts, weil mir das leichtfällt. Für dich ist es vielleicht anders und du brütest Stunden darüber. Das ist nicht schlimm. Es hängt einfach mit unseren unterschiedlichen Autorenpersönlichkeiten zusammen. Ich kenne erfahrene Autoren, die sehr viel Zeit damit verbringen. Ich hingegen kann Stunden über Marketingmaßnahmen brüten, weil sie mir schwerfallen und nicht mein Steckenpferd sind. Wichtig ist doch nur, zu wissen, wie wir ticken, damit wir die „großen“ und „kleinen“ Brocken sinnvoll in unsere Listen verteilen können. Wenn da nämlich plötzlich in einer Woche vier Brocken auftauchen, kannst du deine Planung vermutlich vergessen.

Was allerdings auch nicht schlimm ist. Wir sind ja Lernende und müssen viele Erfahrungen erst machen. In der Woche und im Monat drauf weißt du es besser. Vieles machst du vielleicht zum ersten Mal, wie die Erstellung eines Klappentexts. Beim nächsten Mal weißt du, wie viel Zeit du einplanen musst – oder bist vielleicht sogar schon schneller!

Auffüllen mit Kieseln

Kennst du das Experiment mit dem Glas, in das zuerst große Steine gelegt werden, dann kleinere und am Ende Sand? So in etwa sieht auch das Füllen meiner wöchentlichen Liste aus.

  • Zuerst packe ich die regelmäßigen, wichtigen Sachen rein. Meist ist ein Brocken dabei.
  • Wenn noch Zeit für einen weiteren Brocken ist oder einer bearbeitet werden muss, kommt der auch noch rein.

  • Jetzt kommen die Kiesel: kleinere Aufgaben, die ich auf die Woche verteile.

  • Der Sand sind dann die Aufgaben, die im Laufe der Woche auf mich einprasseln. Entweder erledige ich sie direkt, weil nötig, ich übernehme sie am Sonntag bei der nächsten Wochenplanung in die nächste Woche oder sie wandern auf die große To-do-Liste zur späteren Erledigung. Oft sind da Ideen dabei, die mir im Laufe der Woche kommen und die ich in meinem Wochenplan notiere/sammle. Das kann zum Beispiel sein „Nächstes Jahr mein Kinderbuch beim Selfpublishing-Buchpreis anmelden“ oder „Karten für die Frankfurter Buchmesse besorgen“, auch wenn es noch Monate hin ist. Hier geht nix verloren. 😉

Fazit

Die beste Liste bringt nichts, wenn sie nicht gepflegt wird. Regelmäßiges Durchforsten, Übernehmen, Erledigen oder auch Streichen sind wichtig, damit du mit einer großen To-do-Liste effektiv arbeiten kannst. Das System aus einer großen, kompletten Liste in Kombination mit Monats-, Wochen- und Tagesplan plus Jahresplaner hat sich für mich bewährt, wobei ich auch immer weiter daran feile. Das ist glaube ich etwas, das sich mit uns und dem technischen Fortschritt weiterentwickelt. Meinen Tischplaner und meinen Taschenkalender aus Papier werde ich aber vermutlich auch in zehn Jahren noch zu schätzen wissen. ♥

Wie sortierst du dich? Fällt es dir leicht, deine Aufgaben beim Schreiben zu planen, oder stößt du immer wieder auf Probleme? Schreib mir gern an kerstin@21ufos.de oder hinterlasse einen Kommentar.

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner