Schreiben in Zeiten von Corona

Kürzlich las ich einen Artikel in einer großen deutschen Sonntagszeitung. Der Verfasser des Artikels hatte plötzlich Muße und schien davon auszugehen, dass es auch allen anderen in diesen Zeiten so ergehen müsse.

Als Mutter kann ich nur sagen: Ich habe diese Muße nicht. Kinder zu beschulen, ohne Lehrer zu sein, ist keine Kleinigkeit, und der Alltag hat sich in den vergangenen Wochen doch fundamental geändert. Von Muße leider keine Spur. Zudem bin ich mittlerweile hochschwanger, und statt stolz meinen Bauch in den Geburtsvorbereitungskurs zu tragen oder ihn Freunden und Familie vorzuführen, beschränkt sich das Vorführen auf die direkte Nachbarschaft, die die Veränderung meines Körpers vom Fenster aus beobachten darf. Nicht mal einkaufen kann ich, da Risikogrüppler.

Das könnte schon aufs Gemüt schlagen – tut es aber zum Glück nicht. Und ich schreibe – trotzdem! Meine momentane Dosis liegt allerdings bei nur einer Seite pro Tag. Das ist nicht die Welt, aber immerhin bleibe ich so am Ball, und das möchte ich auch dir empfehlen. Egal, ob du gerade mehr gefordert bist oder weniger als normalerweise: Lege ein tägliches Pensum fest. Ob es nun 200, 500 oder 1000 Wörter sind, ist dabei doch schnuppe. Die Menge sollte sich nur mit deinem momentanen Alltag verbinden lassen.

Oder hast du das Gefühl, in dieser weltumspannenden Krise nicht an deinem aktuellen Projekt weiterarbeiten zu können? Ja, diesen Gedanken kenne ich auch. Die Pandemie drückt in ihrer erschreckenden Wucht alle anderen Themen in den Hintergrund. Ist das, was ich mit meinem Text erreichen und vermitteln will, nicht stumpf und inhaltsleer angesichts dessen, was gerade passiert? Sollte ich es nicht einfach in die Tonne kloppen und fertig?

Bitte nicht! Es ist sicherlich legitim, ein Projekt auch mal ruhen zu lassen und sich anderen Dingen zu widmen. Vielleicht magst du über deine aktuellen Erfahrungen schreiben, ähnlich einem Tagebuch, oder die Gedanken und Gefühle dieser Zeit in ein neues Projekt einfließen lassen. Das alte verliert dadurch aber nicht an Wert! Die Welt wird sich weiterdrehen, und es wird ein Nach-Corona geben. Die großen literarischen Themen werden auch danach noch relevant sein. Gedüld, Gedüld…

Vielleicht brauchst du auch neue Routinen, um schreibend durch diese Zeit zu kommen. Dadurch, dass der Tagesablauf bei vielen gestört ist, ist das Schreiben vielleicht zu den üblichen Zeiten nicht mehr möglich, sei es nun aus reinen Zeitgründen oder weil der Zeitpunkt sich nicht mehr mit kreativ-schöpferischer Tätigkeit verbinden lässt. Dann lohnt es, sich einen Moment hinzusetzen und zu überlegen, welche neuen Routinen dir durch diese Zeit helfen könnten. Da heißt es vielleicht auch, mal Kompromisse eingehen zu müssen. Es ist ja nicht für immer, sondern nur für diese besondere Zeit. Ich zum Beispiel brauche eigentlich absolute Ruhe – mit Ausnahme von Musik – zum Schreiben, Die gibt es aber de facto nicht. Gar nicht. Aber da ich nun mal dieses Langzeitprojekt gestartet habe, wird mich auch eine Pandemie nicht davon abhalten, es zu beenden. Vielleicht verschlechtern die Bedingungen meine Texte. Vielleicht aber auch nicht.

Keiner von uns weiß, wie lange das hier dauern wird und wie die Welt danach aussieht. Sicher ist nur eines: Die Erde wird sich weiterdrehen, und die Menschen werden, so lange es sie gibt, Geschichten lesen und hören wollen. Das sollte als Motivation doch ausreichen, oder? 😉

Hast du weitere Tipps, wie wir schreibend gut durch diese Zeit kommen? Dann freue ich mich über einen Kommentar von dir!

Holl di munter!

Deine Kerstin

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