Hochschwanger schreiben

„Na, du hast ja eine ganz schöne Kugel!“, rief mir die Nachbarin vor ein paar Tagen aus sicherem Abstand zu. Ich strich über meinen sehr runden Bauch und freute mich. Ich bin gerne schwanger, auch jetzt noch im Endspurt. Trotz wegbleibender Puste; trotz Verzichts auf Kuchen und Torte; trotz beginnenden Schlafmangels, weil ich mich nur noch von rechts nach links wende. Für mich gehört dies einfach zu den schönsten Zeiten im Leben, und ich bin froh und dankbar, dass ich es noch einmal erleben darf.

Doch wie sieht es in dieser Zeit mit dem Schreiben aus? Nach einem schönen kreativen Schub vor einigen Wochen muss ich jetzt zugeben, dass das Tippen nicht mehr regelmäßig stattfindet. Ich nutze die verbliebene Zeit vor der Geburt eher, um auf der Terrasse in der Sonne zu sitzen und in mich zu gehen. Solche Phasen für strategische Planungen genehmige ich mir ohnehin regelmäßig. (Was nicht heißt, dass ich das meiste davon genauso regelmäßig über den Haufen werfe …)

Ich stelle mir folgende Fragen:

  • Wie soll es weitergehen?
  • Welches Projekt möchte ich vorantreiben, wenn sich dieses Jahr kleine Zeitfenster ergeben sollten?
  • Wie und wann möchte ich richtig wieder einsteigen – und womit?
  • Möchte ich die Richtung, die ich eingeschlagen habe, beibehalten – oder mich in eine andere Richtung entwickeln?
  • Braucht es dazu vielleicht eine Weiterbildung, die ich schon mal recherchieren könnte?
  • Wäre sie innerhalb der nächsten drei Jahre realistisch zu absolvieren – oder erst danach?
  • Mit Baby und Kleinkind muss man sich insgesamt neu sortieren: Wie kann ich mir auch in dieser Phase kreative Auszeiten sichern, um nicht unzufrieden zu werden?

Es ist wichtig, sich vorher Gedanken darüber zu machen, um nicht blind in eine unbefriedigende Situation zu schlittern. Wenn du dir vorher überlegst, wie du Inseln für kreative Arbeit schaffen kannst, wird es für dich auch immer die Vorfreude darauf geben – und das mögliche Gefühl der „Durststrecke“ hält sich in Grenzen. Aus Erfahrung kann ich sagen: So gerne ich auch Mutter bin, so sehr freue ich mich über die Zeit am Schreibtisch. Auch das macht mich als Mensch aus. Ich weiß, dass ich diese Zeit brauche, um glücklich und zufrieden zu sein. Dir geht es ähnlich? Dann reichen in der Babyzeit oft schon Mini-Zeit-Portionen, um das Gefühl zu haben „am Ball zu bleiben“ und sich auch mit eigenen Themen und Gedanken zu beschäftigen. Das kann dann bedeuten, einen Artikel in einer Autoren-Zeitschrift zu lesen oder ein Kapitel in einem Schreibratgeber, ein Video zum Thema Schreiben anzuschauen, über Plot oder Charaktere deines aktuellen Projekts nachzudenken und Notizen dazu anzufertigen –  oder gar ein paar Sätze zu schreiben. (Zu hoch stapeln wollen wir aber lieber nicht, oder? 😉 )

Diese Mini-Zeit-Portionen muss man meiner Erfahrung nach jedoch planen. Sonst fallen sie nämlich einfach aus, weil dieses oder jenes wichtiger ist – und die Unzufriedenheit schleicht sich doch ein. Im Interesse aller Beteiligten lohnt es sich, das aktiv zu verhindern. Das bedeutet, sich auch mal gegen die Inanspruchnahme durch die Familie durchzusetzen. Es ist schließlich auch in ihrem Interesse, dass die Mama glücklich und zufrieden ist. (Notfälle, kranke Kinder etc. sind davon natürlich ausgenommen. Jede Planung muss über den Haufen geworfen werden können. Nur sollte das nicht regelmäßig wegen jeder Kleinigkeit passieren. Sonst kommst du letzten Endes zu kurz, und damit ist niemandem geholfen – auch dem Baby nicht!)

Neben diesem Planungsbedürfnis hat bei mir der Nestbautrieb voll eingesetzt: Alles soll noch einmal schön sauber sein, bevor die Kleine auf die Welt kommt. (Dafür wird notfalls auch der Papa eingespannt, der muss nämlich Oberlichter putzen und Lampen entstauben. Auf Leitern klettere ich nicht mehr.) Auch der Papierkram will erledigt sein, denn damit möchte ich mich in der ersten Zeit nach der Geburt wirklich nicht beschäftigen. Und nicht zuletzt genieße ich noch einmal exklusive Zeit mit meinen beiden Großen und natürlich meinem Mann: ganz bewusst Zeit miteinander verbringen, die Akkus aufladen für die anstrengenden ersten Monate mit Baby – das ist ganz, ganz wichtig. Davon zehrt man, wenn es mal schwierig wird und die Müdigkeit zum ständigen Begleiter geworden ist.

So, das waren meine Gedanken zu Thema „hochschwanger schreiben“ – oder vielmehr planen. Hast du auch Erfahrungen dazu, die du teilen möchtest? Dann freue ich mich über einen Kommentar!

Damit verabschiede ich mich vorerst ins Wochenbett – und hoffe, dich bald in alter kreativer Frische hier wiederzusehen. 🙂

Holl di munter!

Deine Kerstin

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