Und warum schreibst du?

Diesen Beitrag gibt es auch als Podcast-Episode

Schreiben ist meine Berufung. Egal, was ich versuche – ich lande immer wieder beim Text. Das ist nicht einfach, weil es entgegen der landläufigen Meinung diverse frustrierende Aspekte an der schreibenden Tätigkeit gibt. Als Schriftsteller ist man beispielsweise die meiste Zeit mit sich allein, brütet teils jahrelang über denselben Fragestellungen, wird dabei immer wieder mit den eigenen Dämonen konfrontiert und erzielt nur mit Glück ein vernünftiges Einkommen.

Wer würde unter diesen Umständen keinen Ausbruchsversuch unternehmen? Ich jedenfalls habe es getan.

Mehrfach.

Diverse berufliche Umorientierungen und Lifecoaching-Seminare später musste ich jedoch feststellen, dass ich auf diesem Planeten bin, um:

  1. Geschichten zu lesen und
  2. Geschichten zu schreiben.

Alles andere ist nicht irrelevant, aber nachrangig. (Mit Ausnahme meiner Familie – die geht immer vor! Aber das versteht sich denke ich von selbst. 😉 )

Doch wie gelangte ich zu dieser Erkenntnis?

Natürlich durch eine Krise.

Natürlich? Ja, wie denn sonst! In der Krise erkennen viele Menschen, was den Kern ihres Daseins ausmacht – so auch ich. Meine Krise hieß Krankheit. Ich musste über Monate mit starken Schmerzen und diversen belastenden Begleiterscheinungen leben, durch die ich fast verrückt wurde, und gegen die nichts half. Erst nach einem halben Jahr und dank eines fähigen Arztes setzte endlich die Heilung ein. Heute bin ich auf dem besten Weg, wieder ganz gesund zu werden oder zumindest gut mit dem leben zu können, was von der Erkrankung bleiben wird.

Zurückgeblieben sind aber auch eine Reihe von wichtigen Fragen, die ich mir in den dunklen Monaten immer wieder gestellt habe: Wenn alles wegbricht, was bleibt dann noch? Wie soll ich mich beruflich orientieren, nachdem meine vorherige körperliche Tätigkeit nicht mehr möglich ist? Was ist mein Fokus im Leben? Welches Auslassen werde ich am Ende meines Lebens bereuen? Was steht auf meiner Bucket List? Die Krise schuf Klarheit, und ich konnte auf meine Fragen eindeutige und einfache Antworten finden:

  1. Geschichten lesen
  2. Geschichten schreiben.

Nachdem ich das begriffen hatte, nahm mein Leben eine entscheidende Wendung. Wenn es nämlich so ist, dass das Lesen und das Schreiben das Koordinatensystem meines Lebens bilden, sollten sie doch auch den meisten Raum einnehmen, oder? Gedanklich, zeitlich, räumlich, finanziell. Viel Energie ist verpufft, viele Ressourcen habe ich verschwendet, weil ich mich nicht ganz auf das ausgerichtet habe, was mir am wichtigsten ist. Das ist so schade!

Und eine Aufforderung, es zukünftig besser zu machen. Die Priorität richtig zu setzen. Mich nicht mehr ablenken zu lassen von dem Zuviel an Möglichkeiten da draußen.

Gleichzeitig möchte ich meine Erfahrungen nicht missen. Ich habe viel gesehen und erlebt, beruflich wie privat. Das ich ein Schatz, den ich als Schriftstellerin heben kann. Und da ich zum Glück ein grundsätzlich optimistischer Mensch bin, dessen Glas eher halb voll als halb leer ist, stellte sich auch recht rasch Zufriedenheit mit meiner neu gewonnen Erkenntnis ein. Ich beschloss alsdann, dass die Wonnen von Punkt A die Qualen von Punkt B ausgleichen. Dass Punkt B außerdem viel Gutes für die Zukunft bereithält, auf das ich mich stärker ausrichten muss. Und dass ich meinen Kindern ein schlechtes Vorbild gebe, wenn ich mich weiterhin vor der größten Herausforderung meines Lebens drücke, und die heißt: Bücher veröffentlichen.

Nun zurück zu Ausgangsfrage: „Warum schreibst du?“

Frag einmal hundert Autoren danach. Du bekommst vielleicht nicht hundert, aber doch eine ganze Menge unterschiedlicher Antworten. Es wären vermutlich folgende dabei:

  • aus Spaß,
  • um mich selbst zu verwirklichen,
  • um berühmt zu werden,
  • um einen Bestseller zu schreiben,
  • weil ich gerne lese und mal ausprobieren wollte, ob ich auch selbst Geschichten schreiben kann,
  • weil meine Mutter/mein Mann/meine Kinder meinten, ich solle die Geschichten aufschreiben, die ich ihnen erzähle,
  • und so weiter und so fort.

Nachdem ich dir nun meine Geschichte erzählt habe, wirst du nachvollziehen können, dass meine Antwort auf die Frage lautet: Ich schreibe, weil es der Kern und die Triebfeder meines Daseins ist.

Kannst du auch so klar benennen, was dich zum Schreiben drängt? Was du damit erreichen möchtest, für dich und für andere? Was dich antreibt? Ich wünsche dir keine klärende Krise, wie ich sie erlebt habe, auf gar keinen Fall. Aber ich wünsche dir Zeit und Muße, um einmal ganz in Ruhe in dich zu gehen und dir diese Frage zu stellen. Die Antwort brauchst du nämlich, damit du das Schreiben an den richtigen Ort in deinem Leben einsortieren kannst; damit du deiner Kreativität den Raum, die Zeit und das Geld einräumst, die sie in genau deinem Leben verdient hat.

Und die Antwort brauchst du außerdem, damit sie dich durch schwere (Schreib-)Zeiten trägt. So wie mich.

Also los: Ich schreibe, weil …

Auf deine Antwort freue ich mich in den Kommentaren.

Holl di munter!

Deine Kerstin

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