Lektorat, Teillektorat, Stilberatung – was bringt’s?

Diesen Beitrag gibt es auch als Podcast-Episode.

In meinem heutigen Blog-Artikel gehe ich der Frage nach, ob und wann sich ein Lektorat, Teillektorat oder aber eine Stilberatung lohnt – und wann nicht.

Eine Warnung vorweg

Die hier geschilderten Gedanken entspringen einem ganz persönlichen Eindruck, den ich nach Jahren in der Buchbubble, Veröffentlichungen im Verlag und im Selfpublishing gewonnen habe. Damit du ein rundes Bild bekommst und dir eine eigene Meinung bilden kannst, empfehle ich dir, unbedingt weitere Menschen zum Thema zu befragen beziehungsweise weiter zu recherchieren. Was für mich richtig oder falsch war, kann für dich genau umgekehrt falsch oder richtig sein. Manchmal hilft auch nur ein Ausprobieren. Trotzdem freue ich mich, wenn ich dir ein paar Hinweise geben kann für deinen weiteren Schreib-Weg.

Zu meinen grundsätzlichen Erfahrungen im Lektorat habe ich schon mal eine Podcast-Folge veröffentlicht, die du hier findest. Zwischenzeitlich habe ich weitere Erfahrungen gesammelt und dachte mir: Zeit für ein Update. 🙂

Meine Erfahrungen mit dem Lektorat

Sowohl „Tasche mit Herz“ als auch „Der Sturm brachte ihren Retter“ haben ein komplettes Lektorat durchlaufen. Dies ist ein intensiver Prozess, der meiner Meinung nach die umfassendste Wirkung auf die persönliche Entwicklung als Schriftsteller*in haben dürfte. Die Geschichte wird von A bis Z auseinandergenommen. Am Ende steht ein in sich stimmiger Text. Der Überarbeitungsprozess war für mich gleichzeitig ein Reifeprozess als Autorin. Ich bin definitiv daran gewachsen.

Es ist aber auch die kostspieligste Lösung, weshalb ich mich lange dagegen entschieden habe. Wenn du meine Podcast-Folge gehört hast, weißt du ja, dass ich Selfpublishing als wichtiges demokratisches Element betrachte und es wichtig finde, dass jede*r veröffentlichen darf und sollte, unabhängig vom eigenen Portemonnaie.

Letztlich war es bei mir eine sehr persönliche Entscheidung, meine beiden Geschichten ins komplette Lektorat zu geben und stand am Ende einer sehr langen Entwicklung – beim „Sturm“ ganze vierzehn Jahre.

Es ist nicht schlimm, sich dagegen zu entscheiden, aus welchen Gründen auch immer, denn neben der kostenlosen Möglichkeit, sich zum Beispiel mit anderen Autor*innen zusammenzutun und die Texte gegenseitig zu begutachten, gibt es auch weitere professionelle Möglichkeiten, die günstiger sind.

Das Teillektorat als Ansatzpunkt

Die Möglichkeit eines Probelektorats weniger Seiten besteht wohl bei den meisten Lektor*innen. Ein Teillektorat umfasst jedoch deutlich mehr Seiten. „Tasche mit Herz“ hat zunächst solch ein Teillektorat der ersten 50 Seiten durchlaufen. Dies war für mich ein guter Einstieg, um überhaupt einmal Grund in den Text zu kriegen und zu entscheiden, wie die Reise weitergehen soll. Vielleicht dienen die überarbeiteten Seiten als Leseprobe für eine Verlagsbewerbung? Go for it!

Ein Teillektorat ist auch dann sinnvoll, wenn ein komplettes Lektorat zu kostspielig ist. Dann kann man zumindest das nun Erlernte auf den Rest des Textes anwenden und hat schon viel gewonnen.

Um herauszufinden, ob die Zusammenarbeit mit einer Lektor*in funktioniert, wäre es mir aber wiederum zu umfangreich. Da tendiere ich eher zum Probelektorat von 3-5 Seiten.

Für mich neu: Die Stilberatung

Für mein bald in einer Neuauflage erscheinendes Drehbuch „Ertrinkende Pflanzen auf Leinwand“ bin ich dann noch einmal neue Wege gegangen. Ich benötigte ein grundsätzliches Feedback zur Geschichte, dem Personal, der Handlung – ohne die insgesamte Tiefe eines kompletten Lektorats. Die Stilberatung hat mir hier sehr geholfen. Unstimmigkeiten wurden herausgefischt, ebenso Wortwiederholungen, und ich erhielt wertvolle Hinweise zu inhaltlichen Details. Ein unterstützendes Korrektorat hat das Übrige getan, um einen runden Text zu kreieren. Für mich war dies die kostengünstigste Möglichkeit, den Text einmal komplett begutachten zu lassen, ohne wahnsinnig tief in die Tasche greifen zu müssen. Denn: Auch das üppigste Budget ist endlich. 😉

Fazit

Wie auch immer du dich entscheidest: Viele Wege führen nach Rom, und wenn es mal mit einer Entscheidung nicht so gut geklappt hat, dann gib den Text vielleicht noch einmal woanders hin. „Tasche mit Herz“ hat erst im dritten Anlauf die richtige Lektorin gefunden. Manchmal soll es wohl so sein. Ich entscheide je nach Text und Budget, was ich mir leisten kann und möchte UND was sinnvoll für die Geschichte ist. Da spielt Erfahrung mit hinein und manchmal auch Experimentierfreude. Schau, was zu dir und deiner Geschichte passt! Ich hoffe, dass ich dir mit der Schilderung meiner Erfahrungen ein wenig weiterhelfen konnte.

Holl di munter!

Deine Kerstin

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